Health / Quite Nice Body / Quite Nice Living

Gastbeitrag: Schrat und Fee und das Wandern

südtirol

Seid Ihr gern draußen? In der Natur? Oder haltet Ihr Menschen die stundenlang durch die Gegend gehen für irre? Als mein lieber Freund Tim mit seiner Gattin Lena den Wanderblog Schrat und Fee startete, dachte ich erst sie sind ein bisschen irre. Mittlerweile haben sie mich angesteckt und ich wander selber – nicht ganz so weit aber immer mit einem guten Gefühl. Da Tim schon sehr viel länger wandert als ich, kann er das Gefühl wahrscheinlich besser erklären:

Was treibt Menschen an, kilometerweit fernab der Zivilisation zu Fuß zu gehen? Lange habe ich darüber nachgedacht. Ist es die Nähe zur Natur, kann man sich beim Wandern auf urtümliche Werte zurückbesinnen oder durchströmt einen die Achtsamkeit? Nein, es ist viel einfacher. Beim Wandern geht dir niemand auf den Sack.

Ich denke viel nach, während ich wandere, ob allein, mit Lena, mit und ohne Hund oder mit Freunden. Das tun wahrscheinlich alle Wanderer. Denn auch wenn wir mit mehreren Menschen unterwegs sind, so ist bei strammen Anstiegen oder nach fünf Stunden schlicht das Plauder-Potential aufgebraucht und man hat Zeit, die Gedanken schweifen zu lassen.

Glocknerrunde

Wahrscheinlich jeder Wanderer stellt sich früher oder später dann die Sinnfrage: Warum tue ich das hier? Warum laufe ich mit brennenden Füßen, obwohl es doch seit einigen Jahren Autos und Straßen, Busse, Züge und sogar Flugzeuge gibt? Wieso verneine ich all diese Errungenschaften der menschlichen Entwicklungsgeschichte, um zu Fuß von A nach B oder – viel verrückter noch – im Kreis auf einem Rundweg zu laufen?!

Weil mir draußen im Wald, am Berg und in den Feldern niemand auf den Sack geht. Draußen treffe ich zwar oft Menschen – andere Wanderer, Hüttenwirten oder die Frau, die die Seilbahn bedient. Aber diese Begegnungen sind meist schnell vorbei, unverbindlich und niemand will etwas von mir. Will ich über einen freundlichen Gruß hinaus nicht mit den Leuten sprechen, tue ich es nicht. Will ich nicht mehr zuhören bitte ich um Entschuldigung und gehe einfach weiter. Dort, auf den Waldwegen und Bergpfaden, da geht mir niemand auf die Nerven.

Mein Alltag ist bestimmt von sozialer Interaktion, Zuhause, im Supermarkt, auf der Straße und vor allem im Job. Als Redakteur habe ich zudem bei der Arbeit ständig mit Themen zu tun, die sich um Menschen, menschliches Verhalten und menschliche Fehler drehen. Dort draußen kann ich dem eine Zeit lang entkommen, kann Luft schnappen und mit der Natur um mich herum jede Menge sehen, hören, fühlen, riechen und schmecken, das nicht direkt mit Menschen zu tun hat. Das hilft mir. Inzwischen brauche ich es, um Ruhe zu finden und auch im Kopf entspannt den Alltag zu bestreiten.

Baden-Baden

Doch meine Motivation auf diesen einen Umstand herunter zu brechen wird meiner Faszination fürs Draußen-Sein nicht gerecht – auch wenn es den Hauptteil ausmacht. Darüber hinaus ist es auch immer wieder die Natur, die mich neugierig macht und mich antreibt rauszugehen, vor allem wenn ich bekannte Wege mit dem Hund erneut begehe. Der Lauf der Jahreszeiten und die Tierwelt faszinieren mich mit jeder Wanderung mehr.

Auch ein sportlich-ehrgeiziger Aspekt vermengt mit Entdeckerdrang treibt mich an. Goethe, selbst passionierter Wanderer, soll gesagt haben: „Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen.“ Das klingt ein bisschen aufgeblasen und überheblich, wenn man es laut sagt, aber in einem Punkt hat er recht: Wer zu Fuß sein Ziel erreicht, hatte auf dem (langen) Weg Zeit, den Ort und natürlich vor allem den Weg selbst, langsam und im Detail zu entdecken. Wenn ich mit dem Auto in den Nachbarort fahre, bin ich in 15 Minuten da und habe bis auf ein paar Ampeln, Asphalt, Beton und die Autos um mich herum nichts gesehen. Nehme ich die drei Stunden Fußweg auf mich bei einer kleinen Wanderung entdecke ich viel mehr.

Sportlich ist auch Wandern eine antreibende Herausforderung. Weiter gehen, mehr schaffen, den nächsten Gipfel noch nehmen und mit Sack und Pack bei einer Trekking-Tour gleich mehrere Tage weitgehend autark unterwegs sein: Ich müsste lügen für die Behauptung, dass ich das nicht auch auf mich nehme, weil mich ein gewisser sportlicher Ehrgeiz antreibt. Mit 15 Kilo Gepäck plus Vorräten für die nächste Nacht auf der Iso-Matte mehrere Tage oder Wochen durch Wälder und über Berge laufen – da möchte ich etwas schaffen, das nicht jeder tut und meinen Körper wie auch Geist fordert. Aber das natürlich am liebsten in der Natur, wo mir niemand auf den Keks geht.

Danke an Tim und Lena <3 Ihr solltet ganz dringend mal bei ihnen vorbeischauen und Euch motivieren lassen!

Home

 

1 comment

Comments are closed.

Related stories